Rubber-Bär: Heute möchte ich mit dir über HIV und Aids sprechen. Da hat sich
in den vergangenen Jahren so viel zum Guten verändert.
SM-81: Da hast du vollkommen Recht. Die Therapie-Möglichkeiten in den
Industriestaaten haben einen riesigen Sprung gemacht. Die
Kombinationstherapie mit mehreren Wirkstoffen ist nicht neu, aber dass sie
einerseits gut verträglich und andererseits die Einnahme bequemer geworden
ist, sind ein großer Gewinn für die Betroffenen.
Rubber-Bär: Die Therapie bringt auch den Vorteil mit sich, dass dieser Mensch
seinen Sexpartner nicht anstecken kann.
SM-81: Ja, das stimmt. Wenn jemand regelmäßig seine Medikamente nimmt,
die Viruslast unter der Nachweisgrenze liegt und keine andere sexuell
übertragbare Erkrankung vorhanden ist, kann man auf das Kondom beim Sex
verzichten. Denn das Risiko einer HIV-Übertragung unter den Bedingungen ist
statistisch sicherer als Sex mit Kondom.
Rubber-Bär: Das bedeutet, du verzichtest beim Ficken auf das Kondom, wenn
dein Gegenüber sagt er ist HIV-positiv und nimmt seine Medikamente ein?
SM-81: Nein, das tue ich nicht.
Rubber-Bär: Aber es ist doch genauso sicher. Warum bestehst du dann
trotzdem auf ein Kondom?
SM-81: Ich bin überzeugt davon, dass Schutz durch Therapie funktioniert. Der
größte Unsicherheitsfaktor ist der Mensch. Kann ich meinem Gegenüber
vertrauen, dass er seine Tabletten wirklich regelmäßig nimmt?
Rubber-Bär: Ich verstehe. Du vertraust einem flüchtigen Sexpartner nicht.
SM-81: Richtig. Bei einer so wichtigen Sache ist mein Vertrauen noch nicht da
bei einer fremden Person. In meinem Leben habe ich bereits einige Männer
kennengelernt, die es mit der regelmäßigen Einnahme ihrer HIV-Medikamente
nicht so ernst genommen haben.
Rubber-Bär: Wie sähe es aus, wenn du die Person kennen würdest?
SM-81: Wenn ich mein Gegenüber kenne und ich das Vertrauen habe, dass er
seine Medikamente regelmäßig einnimmt und die Anforderungen an sichereren
Sex erfüllt sind, kann ich mir Sex ohne Kondom vorstellen.
Rubber-Bär: Ein weiteres neues Thema ist die PrEP. Dabei nimmt ein Mensch,
der keine HIV-Infektion hat, Medikamente ein, die eine Ansteckung verhindern
soll. Ist das eine Option für dich?
SM-81: Hier muss man unterscheiden, ob mein Gegenüber die PrEP einnimmt
oder ich es bin.
Rubber-Bär: Fangen wir bei deinem Gegenüber an.
SM-81: Mein Gegenüber darf die PrEP gerne einnehmen. Für mich hat dies
keine Bedeutung. Auch hier müsste ich mich auf mein Gegenüber verlassen,
dass er die Medikamente richtig einnimmt. Außerdem schützt er sich damit vor
einer Infektion und nicht mich.
Rubber-Bär: Du könntest selbst die PrEP einnehmen und dich so selbst vor
einer Infektion mit HIV schützen. Ist das eine Option für dich?
SM-81: Lange Zeit habe ich die PrEP für mich abgelehnt. Ich war nicht bereit
ein Medikament einzunehmen, um mich vor einer HIV-Infektion zu schützen.
Inzwischen habe ich meine Meinung geändert und nehme die PrEP
anlassbezogen ein.
Rubber-Bär: Was meinst Du mit „anlassbezogen“?
SM-81: Es gibt zwei Möglichkeiten die PrEP einzunehmen. Einerseits kann ich
die Tabletten jeden Tag nehmen. Immer. Oder aber ich nehme die Tabletten
nur zu einem bestimmten Anlass ein. 2 bis 24 Stunden vor dem Sex und zwei
Tage nach dem Sex.
Rubber-Bär: Zu welchen Anlässen nimmst Du die PrEP ein?
SM-81: Einerseits wenn ich plane Sex ohne Kondom haben zu wollen und
andererseits zu Sexpartys oder Events. Gerade in Bezug zu speziellen
Veranstaltungen ist es ein befreiendes und sichereres Gefühl zu wissen, dass
ich durch das Medikament geschützt bin.
Ich nehme nicht zu jedem Date die PrEP ein.
Rubber-Bär: Viele sagen auch, dass die neuen Methoden nur gegen HIV
schützen, aber nicht gegen andere sexuell übertragbare Infektionen.
SM-81: Das ist vollkommen richtig. Allerdings muss man ehrlich sein und
festhalten, dass ein Kondom nur die Wahrscheinlichkeit senkt, sich mit einer
anderen sexuell übertragbaren Krankheit anzustecken. Das Risiko bleibt
trotzdem noch relativ hoch.
Daher ist es wichtig sich regelmäßig auf sexuell übertragbare Krankheiten
untersuchen zu lassen und seinen Körper selbst wahrzunehmen.
Andere sexuell übertragbare Krankheiten sind gut behandelbar.
Gleichzeitig muss man aufwiegen, welches Risiko man bereit ist für sexuellen
Spaß einzugehen. Nichts im Leben ist ohne Gefahr und Risiko. So ist es beim
Sex auch.
Rubber-Bär: Ich danke für deine offenen Worte zum Thema HIV und Aids.
Viel Spaß beim nächsten Fick!
Thema: Safer Sex 3.0 - Kondom, PrEP und Schutz durch Therapie
Stand: 16. Juli 2019
Frauen English
Im Januar 2018 habe ich angekündigt, dass es Interviews mit
mir geben wird. Mein Rubber-Bär sammelt Fragen und stellt mir
diese dann.
Heute beschäftigt er sich mit HIV und AIDS sowie den neuen
Möglichkeiten sich vor einer Ansteckung zu schützen.
Wenn Du mal eine Frage hast, dann schreibe uns ;-)