Immer wieder erreichen mich zwei Fragen zu meinem Liebesleben:
Möchtest du nicht einmal eine Beziehung führen (anstatt wechselnde Sexpartner zu haben)?
Würdest du für deine große Liebe alles aufgeben (wenn er BDSM nicht mag)?
Das sind Fragen, die mich natürlich selbst immer mal wieder beschäftigen.
In diesem Artikel möchte ich meine Gedanken zum Thema Beziehung offenlegen.
Was hier steht, wird immer in Abhängigkeit zu meinem Partner stehen. Liebe kann eine ganze Menge verändern.
Daher ist meine Einstellung nicht in Stein gemeißelt und unverrückbar.
Eine Beziehung ist für mich ein Prozess, in dem zwei Menschen miteinander etwas aufbauen. Dem entsprechend
kann ich eine zukünftige Beziehung nicht alleine skizzieren.
„Suchst Du eine Beziehung?“
Nein! Diese Frage muss ich ganz klar verneinen. Ich schaue mir keine Profile bei Planetromeo an und lerne keine
Kerle kennen mit der Frage ‚ist das dein zukünftiger Partner‘. Wer den Fokus zu sehr auf ein bestimmtes Ziel
richtet, verliert die Kleinigkeiten am Rand des Weges aus den Augen.
Die Bereitschaft zu einer Beziehung ist meinerseits vorhanden, die krampfhafte Suche danach aber sinnlos. Würde
ich ständig den Partnerschafts-Röntgenblick aufsetzen, gebe ich weder mir noch meinem Gegenüber die Chance,
den jeweils anderen wirklich kennenzulernen, weil bewusst oder unbewusst eine Checkliste abgehakt wird.
Je weniger erwartet wird, desto geringer die mögliche Enttäuschung.
„Bist Du ein glücklicher Single?“
So wie jemand in einer Partnerschaft nicht ständig glücklich ist, so bin ich als Single nicht immer glücklich. Ich
genieße die Vorteile des Singledasein: frei, unabhängig und niemandem Rechenschaft schuldig. Manchmal
wünsche ich mir einen Partner an meiner Seite. Singlesein sollte man aber nicht mit Einsamsein gleichsetzen. Nur
weil man sich jemanden an seiner Seite wünscht, heißt das nicht einsam zu sein.
„Sind ständige ‚One-Night-Stands‘ nicht unbefriedigend?“
Diese Frage beinhaltet die Unterstellung, dass meine Sex-Sessions sehr oberflächlich sind und mit wenig
emotionaler Beteiligung verlaufen. Sehr plakativ ausgedrückt: Treffen, Sex und Tschüss.
So ist es nicht! Zu BDSM gehört eine Menge vertrauen. Entsprechend lerne ich meine Spielpartner vor und bei
einem Treffen kennen. Selbstverständlich muss beiderseits Sympathie vorhanden sein, nicht nur gutes Aussehen,
ein geiles Outfit oder Geilheit da sein.
Ich bin niemand der beispielsweise in der Gaysauna im Cruisingbereich oder in der Dampfsauna anonymen Sex
hat.
Auch habe ich mit meinen Spielpartnern nicht nur einmal Sex. Stimmt die Chemie zwischen uns, sind regelmäßige
Treffen angestrebt. Ich habe einige Spielpartner mit denen ich mich immer wieder treffe. Mit manchen schon seit
vielen Jahren.
Von daher sei gesagt, dass mein Sexleben auch ohne festen Partner für mich befriedigend ist. Sex ist umso
intensiver, desto größer das Vertrauen und die Zuneigung ist. Aber dafür ist eine Partnerschaft nicht vonnöten.
„Bist Du in einer Beziehung treu?“
Um diese Frage zu beantworten, muss die Frage genauer gestellt werden. Umgangssprachlich wird der Begriff
Treue als Synonym für sexuelle Exklusivität in einer Zweierbeziehung verwendet. Sex nur mit dem Partner. Diese
Regel ist für mich nicht erforderlich. Innerhalb der Beziehung kann es vielfältige Absprachen und Möglichkeiten
zum Thema Sex geben.
Wichtiger ist für mich die emotionale und gefühlsmäßige Treue – Liebe.
Es ist schön bildhaft und griffig den Beginn der Untreue an den Punkt zu verorten, wo ein Schwanz in irgendein
Loch gestopft wird. Dabei beginnt die Untreue viel früher in Gedanken. Untreue ist es erst dann, wenn ein Verrat
stattfindet. Absprachen werden nicht eingehalten oder ein anderer Mensch erhält mehr Exklusivität im Leben als
der Partner.
Der Partner muss immer an erster Stelle stehen und ausgehandelte Regeln eingehalten werden.
Der Begriff „Offene Beziehung“ ist eigentlich falsch. Die Paar-Beziehung ist nicht offen. Es sind zwei Menschen die
sich lieben. Der Bereich der Sexualität ist offen. Das finde ich einen großen Unterschied.
„Ist eine offene Beziehung also ein Muss für Dich?“
Ein Muss ist es nicht, aber ich tendiere schon in diese Richtung. Über die Ausgestaltung und die Regeln kann man
sprechen! Meine sexuellen Vorlieben sind vielfältig. Ich weiß, dass die sexuellen Vorlieben von meinem Gegenüber
vielfältig sein können. Es gibt vielleicht eine große Schnittmenge, aber es kann auch etwas fehlen. Da kann eine
offene Beziehung eine Hilfe sein.
Über die vergangenen Jahre habe ich viele Freundschaften aufgebaut, die eine sexuelle Komponente haben. Ich
würde es schade finden, dies zu verlieren, was über Jahre gewachsen ist. Mein Partner braucht keine Eifersucht
gegenüber diesen Freunden zu haben. Denn die hätten ihre Chance längst gehabt. Es hat einen Grund, dass wir
Freunde sind und guten Sex haben, aber keine Beziehung führen.
„Was wären für Dich wichtige Absprachen zu einer offenen Beziehung?“
Ganz klar einen gemeinsamen Treue-Begriff zusammen definieren, an den sich beide halten. Regelmäßig den
Beziehungsstatus reflektieren und nötigenfalls neue Absprachen treffen. Der Partner ist immer die Nummer Eins
und hat Vorrang vor allen.
„Wie hast Du Deine letzte Beziehung geführt?“
Meine letzte längere Beziehung ging ca. drei Jahre. Angefangen hat sie mit einem Kennenlern-Treffen, das nach
wenigen Stunden mit Sex und einem anschließenden guten Gespräch angefangen hat. Über mehrere Monate sind
wir uns freundschaftlich und sexuell immer näher gekommen. Die Gefühle haben stark zugenommen, so dass wir
‚offiziell‘ eine Beziehung eingegangen sind. Er war devot und mein Sklave im sexuellen Kontext und mein
gleichberechtigter Partner. Sein Wunsch war es, dass er mir sexuell treu sein und nicht die Freiheit haben wollte,
mit anderen Sex zu haben. Mir gab er die Freiheit, weil ich Master sei, dass ich Sex haben dürfe mit wem ich
wolle.
Diese von ihm erhaltene Freiheit habe ich nie genutzt. Wir haben auf BDSM-Partys sowie privat mal mit anderen
zusammen gespielt und Sex gehabt, aber solo war niemand von uns beiden sexuell aktiv. Das lag ganz klar daran,
dass wir sexuell sehr gut zusammen gepasst haben und niemand etwas vermisst hat.
„Kannst Du Dir eine Beziehung ohne BDSM und Fetisch vorstellen?“
Das ist eine schwierige Frage, wo meine Antwort am wenigsten eindeutig zu ist. Oft habe ich mir darüber
Gedanken gemacht. Meine Antwort lautet ‚Ja, aber…‘.
Liebe kennt keine Grenzen und wo die Liebe hinfällt, da ist sie. Ich verliebe mich in einen Menschen, nicht in eine
sexuelle Vorliebe. Sexualität muss für mich nicht immer etwas mit BDSM und Fetischismus zu tun haben.
Entsprechend kann ich mir schon vorstellen jemanden zu lieben, der diese Vorlieben mit mir nicht teilt.
Ich weiß aber auch, dass man sexuelle Vorlieben nicht unterdrücken kann. Entsprechend müsste es einerseits die
Möglichkeit geben, dass ich meine Sexualität mit anderen Spielpartnern ausleben kann und andererseits müsste
so viel ‚Offenheit‘ vorhanden sein, dass BDSM und Fetisch ein ständiger Begleiter ist. In meiner Wohnung befindet
sich ein vollausgestatteter Playroom, im Kleiderschrank hängt Latexkleidung usw.
von Monogamie, Liebe, Vertrauen und Sex
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